Über mich

Anfang der sechziger Jahre bin ich in Loxstedt geboren, einem Dorf, das sich neben seinem witzigen Namen durch eine Hauptstraße ohne jeglichen Charme und winzige Einfamilienhäuser auszeichnet. Doch das war mir als Kind nie aufgefallen.
Der Weg zur fernen und aufregenden Welt lag nur zehn Kilometer entfernt an der Columbuskaje in Bremerhaven und war trotzdem unerreichbar. Das dreimalige Tuten der Ozeandampfer vor ihren letzten Atlantiküberquerungen versetzte mich schon als Erstklässlerin in helle Aufregung. Städtenamen wie New York, Montevideo und Rio de Janeiro gehörten wie grüne Bananenstauden auf dem Wohnzimmerschrank zu selbstverständlichen Boten der Ferne. Wenn die .Kapelle feierlich aufspielte und dem obligatorischen „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“ der Befehl „Leinen los“ folgte, blieb nur noch der sehnsüchtige Blick gen Horizont, wo der schwarze Koloss im Meer verschwand - und die kurze Zugfahrt nach Loxstedt.
Doch zum Glück kam die Fremde in unser kleines Dorf, und zwar in Form afghanischer Asylbewerber, die von meinem neugierigen Teenagergemüt mit offenen Armen empfangen wurden.
Das Interesse am Fremden, am Andersartigen war unwiderruflich geschürt und fand während des Studiums der Interkulturellen Pädagogik in Oldenburg weitere Nahrung. Neben den diversen Seminaren zu revolutionären Befreiungsbewegungen in der so genannten Dritten Welt, der Geschichte und Katastrophe des Kolonialismus nach den Studien zum Einwanderungsland Deutschland, engagierte ich mich zunehmend in der Asylrechtsbewegung. Der rege Kontakt zu Flüchtlingen aus aller Welt und das Kennen lernen ihrer unterschiedlichen Fluchtgründe führte schließlich zur wissenschaftlichen Forschung am Thema „Frauenspezifische Verfolgung und ihre Berücksichtigung im deutschen Asyl“.
Doch schließlich reizte mich die praktische Arbeit mit Asylsuchenden weitaus mehr als die theoretische Auseinandersetzung mit den schmerzlichen Phänomenen der weltweit über 20 Millionen Flüchtlinge. Es folgte eine mehrjährige Tätigkeit als Sozialarbeiterin in Hamburger Asylunterkünften, die ich bis heute halbtags fortführe. Enge private und berufliche Kontakte schürten meine Neugier auf den Iran und die Iraner. Ich begann ihre Sprache zu erlernen und machte mich Ende 1992 erstmalig auf den Weg in dieses faszinierende Land, wo ich die Familien einiger politischer Exilanten besuchte.
Was ich dort vorfand, waren neben gastfreundlichen Menschen beeindruckende Landschaften, Städte und Dörfer. Archäologische und historische Stätten rundeten das Bild eines bunten und exotischen Landes ab. Ich wanderte auf den Spuren der in Deutschland lebenden Exilanten, die aus politischen Gründen keine Möglichkeit hatten, ihre geliebte Heimat wieder zu sehen. Auch für sie besuchte ich viele Orte und eine schier unglaubliche Zahl von Familien, die ich mit den beschränkten Mitteln meiner Kamera, wacher Augen und Ohren festzuhalten suchte.
Mitte der neunziger Jahre hatte ich die Möglichkeit, als Stipendiatin in verschiedenen Einwanderer- und Flüchtlingsprojekten in den USA mitzuarbeiten. Dabei entdeckte ich die wohl universellen Erscheinungsformen eines Migranten- und Flüchtlingslebens. Die Erlebnisse, Ängste, Träume, Hoffnungen und Schwierigkeiten einer Familie aus Laos in der pennsylvanischen Provinz knüpfen fast nahtlos an jene einer afghanischen Familie im Ostfriesischen an.
Fremde, Exil, Heimatlosigkeit und die Suche nach einem besseren Leben wurden zu Themen, die mich immer stärker interessierten.
Und es folgte die Erfahrung des Genusses an der eigenen Fremdheit in der Ferne. Kambodschanische Imbisse in San Francisco sind mir inzwischen vertrauter als Gaststuben „Zur Deutschen Eiche“. Und nichtsdestotrotz lernte ich in der Fremde meine eigene Heimat neu schätzen.
In Kalifornien konnte ich mich zudem mit der enorm entwickelten Exilkultur der USA-Iraner vertraut machen.
Im Frühjahr '97 machte ich mich erneut auf die Reise in den Iran. Von den deutschfeindlichen Demonstrationen anlässlich des gerade gefällten Mykonos-Urteils ließ ich mich nicht abschrecken und wurde mit derselben Offenheit und Freundlichkeit empfangen wie vier Jahre zuvor.
Die zweite Reise entwickelte sich zu einem aufregenden Abenteuer einschließlich einer stürmischen Romanze.
Einige Monate nach meiner Rückkehr begann ich mit der Arbeit an der Reiseerzählung: „Mögen deine Hände niemals schmerzen“. Dies geschah zu einem großen Teil auf Drängen iranischer Freundinnen und Freunde, die davon überzeugt waren, ich hätte einiges über ihre Heimat zu berichten.
Das große Abenteuer des Schreibens hat mir eine weitere fremde und faszinierende Welt geöffnet. Und über das Buch kann ich in Kommunikation mit anderen treten, die ebenfalls ihre Freude an der Vielfältigkeit unserer Welt haben. Zudem erhoffe ich mir, einigen Lesern die Augen für ein Land zu öffnen, das leider noch immer allzu häufig mit fundamentalistischen Mullahs gleichgesetzt wird. Doch gleichermaßen würde es mich freuen, wenn der Bericht das Augenmerk auch auf jene über hunderttausend Iranerinnen und Iraner lenkte, die in Deutschland leben und manchmal schon müde geworden sind, gegen absurde Vorurteile seitens ihrer deutschen Nachbarn zu argumentieren. Wenn diese Exilanten mit meinem Buch zufrieden sind, dann hätte ich mein Ziel erreicht.
Im Jahre 2002 habe ich die Biografie WAS MEINE HEIMAT WAR. DIE ODYSSEE DES AFGHANEN MASSUD veröffentlicht. Dieses Buch beruht auf den Aufzeichnungen des Protagonisten und intensiven Gesprächen mit ihm. Es war eine besondere Herausforderung für mich, einen derart dramatischen Lebensweg aufzuzeichnen. Massud "schenkte" mir seine Geschichte und vertraute meiner Kreativität und meinem Gefühl, um daraus ein Buch zu machen.
Die Erfahrungen, die ich bei dieser langwierigen und anspruchsvollen Arbeit sammeln konnte, waren die optimale Vorbereitung für mein neustes Projekt.
Im September 2004 erschien AMAZONASKIND als Hardcover im Hoffmann und Campe Verlag. Sueli und ich haben das Buch in verschiedenen Städten bei Lesungen mit Bildpräsentationen vorgestellt. Im Januar 2006 ist die Taschenbuchausgabe von AMAZONASKIND bei Ullstein erschienen.
Inzwischen hatte ich einen Roman geschrieben: HEIRATE MICH NICHT ist eine Liebesgeschichte, die im multikulturellen Milieu Hamburgs spielt. Es geht um die Liebe zwischen einer deutschen Sozialarbeiterin und einen afghanischen Flüchtling. Für dieses Buch hat sich leider noch kein Verlag gefunden.
Im April/Mai 2006 bin ich nach neun Jahren wieder durch den Iran gereist. Aus den Erfahrungen während dieser Reise ist mein neustes Buch entstanden. KÜSSE IN DER MOSCHEE ist im Frühjahr 2007 beim Verlag Blanvalet veröffentlicht worden.

Durch eine Anfrage des Verlages Ullstein, habe ich das Buch „Tränen zwischen Himmel und Erde“ für die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi aus Uganda geschrieben.
Ich lernte China Keitetsi im April 2007 in Kopenhagen kennen, und wir haben auf Anhieb eine Ebene für die Arbeit an ihrer bewegenden Geschichte gefunden. Durch China habe ich in die Abgründe einer gequälten Kinderseele schauen müssen. Umso hoffnungsvoller ist ihr Lebensweg in den letzten Jahren verlaufen. Davon wird in dem neuen Buch erzählt. Als Kind zum Töten gedrillt, hilft sie nun anderen ehemaligen Kindersoldaten ein Leben in Frieden zu führen.
Unter www.chinakeitetsi.info finden sich aktuelle Informationen zu Chinas Projekten.

Im Jahr 2007 bin ich zweimal nach Vietnam gereist. Eher zufällig habe ich im Januar 2007 Nguyen Phong Dien in Saigon kennen gelernt. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel, als wir uns zum ersten Mal begegneten. Es war an einem der letzten Tage im Jahr des Hundes. Die Straßen Saigons waren Anfang Februar 2007 für das kommende Jahr des Schweins geschmückt. Ich stand unter dem schützenden Dach einer Suppenküche und wartete auf Dien. Ich wusste nicht, wie er aussah, aber verfehlen konnte ich ihn trotzdem nicht, denn er sitzt im Rollstuhl. Diese Verabredung war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, der Auftakt zu einer unvergesslichen Reise in Diens Vergangenheit und durch ein rätselhaftes Land.
Ich freute mich auf den Mann, der mich am Telefon mit seinem makellosen Deutsch beeindruckt hatte. Dien hatte einige Jahre seiner Kindheit als Opfer des Vietnamkrieges in Deutschland verbracht. Mehr wusste ich nicht über ihn. Er würde mir Saigon zeigen, das war unsere Abmachung. Ich war nach Vietnam gekommen, um das Land kennen zu lernen und an einer Geschichte über ehemalige Vertragsarbeiter aus der DDR zu arbeiten. Doch die Begegnung mit Dien änderte alle Pläne.
Schon nach wenigen Stunden legte Dien seine Fremdheit ab, und nach einigen Tagen war er mir bereits seltsam vertraut. Wir sind Kinder der gleichen Generation, Anfang der sechziger Jahre geboren. Er war im Jahr des Affen, im Februar 1968 zu einem schwer verletzten Kriegsopfer geworden. Ein Granatsplitter hatte seine Wirbelsäule verletzt und den Fünfjährigen querschnittsgelähmt. In einer spektakulären Hilfsaktion von terre des hommes wurden Dien und andere kriegsverletzte Kinder im Dezember 1968 zur Behandlung und Rehabilitation nach Deutschland ausgeflogen. Dien hat sechs Jahre seiner Kindheit in Deutschland verbracht. 
Aus unserer gemeinsamen Reise ist eine enge Freundschaft erwachsen und ein Buch entstanden. „Immer noch träume ich von Deutschland“ erzählt diese Geschichte. Das Buch ist im Mai 2009 im Lübbe Verlag erschienen. 

Den Winter 2008/2009 habe ich weitgehend in Südafrika verbracht. Aus den Kontakten einer Journalistenreise mit dem Internationalen Katholischen Hilfswerk missio nach Südafrika im November 2007 ist ein neues Buchprojekt entstanden. Es wird dabei um die Lebensgeschichte von Zanele gehen, einer charismatischen Frau von dreiundzwanzig Jahren, die an AIDS erkrankt ist.
Mit Zanele habe ich im mehrere Wochen in Durban, Südafrika verbracht, um ihre Lebensgeschichte kennen zu lernen.
Das Buch "SIE NENNEN MICH SMILEY Leben mit AIDS in Südafrika" ist im März 2010 bei Lübbe erschienen. Ab Frühjahr 2012 ist es mit verändertem Titelbild auch als Taschenbuch erhältlich.

Seit April 2009 ist Nguyen Phong Dien in Deutschland. Im März 2011 ist unser Buch unter dem veränderten Titel HEIMAT IST EIN FREMDES LAND als Taschen-buchausgabe erschienen.

Im Sommer 2010 habe ich das Buch ROSENJAHRE – MEINE FAMILIE ZWISCHEN PERSIEN UND DEUTSCHLAND der Schauspielerin Jasmin Tabatabai redaktionell betreut. Es war eine tolle Zusammenarbeit an einem besonderen Buch.

Im Winter 2010/2011 habe ich mit großer Freude mit Sueli Menezes an einer Fortsetzung des Buches AMAZONASKIND gearbeitet. Das neue Buch heißt AMAZONASFRAU und ist im September 2011 erschienen. Weitere Infos unter www.sueli-menezes.com

Im Juni 2012 ist das Buch MEIN WOHNWAGEN UND ICH - VOM GROSSARTIGEN LEBEN IM KLEINFORMATIGEN HEIM beim Deutschen Taschenbuchverlag (dtv) erschienen. Dieses Buch ist mir eine Herzensangelegenheit. Das Schreiben hat mir sehr viel Spaß gemacht, und wie ich inzwischen aus der zahlreichen Post meiner Leser weiß, soll auch das Lesen ebenso kurzweilig und lustig sein. Öffentliche Lesungen aus meinem WOHNWAGEN-BUCH machen mir immer viel Freude.

Im Winter 2011/2012 habe ich als sogenannte Ghostwriterin an einem Buch über eine tragische Familiengeschichte geschrieben. Es ist im Herbst 2012 unter dem Namen Katja B., AM ENDE ZÄHLT NUR DAS LEBEN erschienen.

Im Herbst/Winter 2012/2013 habe ich zwei Hamburger Entrümpler bei ihrer Arbeit begleitet. Das Buch erschien im Oktober 2013 bei dtv als Premium-Ausgabe.

Von September 2013 bis Januar 2014 habe ich gemeinsam mit Schwester Raphaela Händler an ihrer Biographie gearbeitet. Das Buch „Mit Hand und Herz“ erscheint im April 2014 beim Herbig-Verlag. Das Kennenlernen und die besondere Nähe zu Schwester Raphaela waren in jeder Hinsicht bereichernd für mich. Ich danke dieser großartigen Frau für ihre Offenheit und ihr Vertrauen.

Im März 2014 haben mein Liebster und ich eine mehrmonatige Reise mit einem altersschwachen Wohnwagen erleben dürfen. Unsere Abenteuer vom Kauf (und übers Ohr hauen) eines alten Tabbert bis zum Aufbruch über den Balkan bis zum Genießen am Mittelmeer und im fernen Kappadokien sind ab März 2015 in UNTERWEGS MIT DER KNUTSCHKUGEL nachzulesen.

Seit 2003 hilft mir die Literarische Agentur Kossack durch die Wirren der Verlagswelt. Nadja Kossack und Lars Schultze-Kossack haben mich mit besonderen Menschen zusammengeführt. Aus manchen dieser Begegnungen sind Bücher entstanden.
www.mp-litagency.com
Exit
Fotos: Ulla Kimmig - www.ullakimmig.de